Hormone in der Sauenhaltung, Teil1

“Hormone gewährleisten eine reibungslose Gruppenhaltung und gute Tierbetreuung” 

Der Schweinemarkt verlangt nach großen Ferkelpartien gleicher Genetik, gleichen Gewichts und Alters und möglichst von nur einem Produzenten, damit der Gesundheitsstatus kalkulierbar ist. Um diesen Wünschen gerecht zu werden, gehen viele Ferkelproduzenten zur hormonellen Steuerung des Zyklus bei der Sau über. Denn das rechtzeitige und möglichst synchrone Auftreten der Brunst und damit aller nachfolgenden Vorgänge (Eisprung, Besamung, Geburt) bei der Sau bildet den Schwerpunkt, um kurze Absetz-Brunst-Intervalle, hohe Brunstraten sowie gute Befruchtungsergebnisse, also viele Ferkel, zu erreichen.

Diese Abläufe planen zu können ist hilfreich, um einerseits den neuen Anforderungen der Gruppenhaltung der tragenden Sauen gerecht werden zu können. Eine solche Gruppenhaltung erfordert eine stabile Zusammensetzung der Sauengruppe, um Stress und Verletzungen durch wiederkehrende Rangordnungskämpfe zu verhindern. Auch die Fütterung sowie eigentlich die gesamte Haltungsumwelt muss für jede Tiergruppe speziell sein, um dem Bedarf gerecht zu werden. Ist dies in der Mastschweinehaltung noch recht einfach durchzuführen, erfordert es in der Sauenhaltung jeweils ausreichende Tiergruppengrößen von tragenden Sauen, ferkelführenden Sauen sowie frisch abgesetzten Sauen, die kurz vor der Belegung stehen, um der jeweils unterschiedlichen Betreuung der Sauen je nach Trächtigkeitsstadium optimal nachkommen zu können. Zum anderen sind Hygienekonzepte, die der Verbesserung der Tiergesundheit und damit einer Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes dienen, mit Tiergruppen, die gemeinsam in ein Stallabteil einziehen und es auch als Gruppe wieder verlassen, einfacher umzusetzen. Diese Methode wird Rein-Raus-Prinzip genannt. Sie beschreibt das Reinigen und Desinfizieren komplett leerer Stallabteile, die erst nach erfolgter Desinfektion wieder mit einer Tiergruppe belegt werden. Nicht unerwähnt bleiben soll natürlich auch die Arbeitserleichterung, denn durch das gruppenweise Absetzen der Ferkel können anfallende Arbeiten wie z.B. Impfungen gebündelt und auf bestimmte Tage gelegt werden. (Ein Beitrag von Heike Engels)

“Ringelschwanz kupieren” – Wieso? Weshalb? Warum ? (videogestützt)

1. Das Kupieren des Ringelschwanzes (Video) soll dem Problem des aggressiven “Schwanzbeißens” vorbeugen: Die Schweine nehmen den Schwanz eines Buchtengenossen – zunächst oft spielerisch – in das Maul und beginnen Kaubewegungen. Mit dem Auftreten blutender Verletzungen kann aus dem Spiel ernsthafter Kannibalismus mit schwerwiegenden Folgen (z.B. eitrige Rückenmarksentzündungen/ Lähmung) resultieren. Betroffene Tiere müssen eventuell vorzeitig getötet werden, oder der Schlachtkörper ist nicht verwertbar.

2. Die möglichen Auslöser des aggressiven Schwanzbeißens sind sehr zahlreich und komplex: Bisherige Untersuchungen lassen vermuten, dass Faktoren wie z.B. fehlendes Beschäftigungsmaterial (Stroh), eine zu hohe Belegdichte, schlechtes Stallklima, Infektionskrankheiten, Fütterungsfehler, soziale Auseinandersetzungen oder eine erbliche Anlage mögliche Risikofaktoren für Schwanzbeißen darstellen. Allgemein gesprochen haben Unwohlsein und Stress wahrscheinlich gesteigerte Aggressivität zur Folge.

3. Mit dem Kupieren ist ein kurzfristiger Wundschmerz verbunden. Außerdem wird berichtet, dass nach Abheilung der Amputationswunde eine so genannte Neurombildung möglich sei. Neurome sind bindegewebige Zubildungen, die amputierte Nervenende einschließen und so Druckschmerz auslösen können.

In Deutschland darf das letzte Drittel des Schwanzes unter bestimmten Voraussetzungen (s.u) bei bis zu vier Tage alten Saugferkeln ohne Betäubung/ Schmerzausschaltung kupiert werden. Ein routinemäßiges Kupieren des Schwanzes ist in Deutschland aktuell nicht erlaubt.

4. Rechtliche Rahmenbedingungen:

  • Tierschutzgesetz (§6 Abs. 1, wortlaut) : Amputationen (hier: Kupieren) sind nur im Einzelfall zulässig und wenn die Maßnahme unablässig zum Schutz des betroffenen Tieres oder zum Schutze anderer Tiere ist…
  • RL 2008/120/EG (wortlaut): Das Kürzen der Schwänze darf nicht routinemäßig vorgenommen werden…es müssen zunächst andere Maßnahmen getroffen werden, die dazu geeignet sind, das Schwanzbeissen zu vermeiden; im Vordergrund stehen Änderungen der “Unterbringung” bzw. der Belegdichte (Anzahl Tiere pro Platzeinheit).

5. Der betreuende Hoftierarzt stellt den für die Umsetzung des Kupierens erforderlichen “Einzelfall” im Sinne der Gesetzgebung fest. Begleitend muss aber eine regelmäßige, tierärztliche  Beratung des Landwirtes stattfinden. Im Rahmen dieser Beratung sollen “Systemfehler”, die ein Schwanzbeißen im konkreten Fall provozieren, abgestellt werden.

Das Problem: Obwohl mittlerweile viele Risikofaktoren für Schwanzbeißen bekannt sind, ist die umfassende Erkennung von konkreten Maßnahmen für den einzelnen Betrieb sehr schwierig; Maßnahmen, die in einem Betrieb vorbeugend greifen, können in einem anderen Betrieb versagen. Fehlentscheidungen des Tierarztes, die mit einem Kupierverzicht einhergehen, können aber dramatische Folgen mit erheblicher Einschränkung des Tierwohls haben. Hinzu kommt, dass sich eine Reihe von Risikofaktoren für Schwanzbeißen jederzeit und unvorhersehbar im Verlauf von Ferkelaufzucht oder Mast einstellen können (Infektionskrankheiten, Fehler der Futterzusammensetzung, Probleme der Klimasteuerung). Und schließlich begleitet der Hoftierarzt des Ferkelerzeugers nicht immer den Weg der Ferkel bis zur Schlachtung. Einen Einfluss auf die Haltungsbedingungen nachgelagerter Produktionsstufen (Ferkelaufzucht, Mast) hat er dann nicht mehr.

InfectControl 2020: Im starken Verbund gegen die Bedrohung “Infektion”

Landwirtschaft und Veterinärmedizin sind ein wesentlicher Themenbereichen, mit dem sich die hochkarätigen Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft im Verbundprojekt InfectControl 2020 beschäftigen.

Im Vordergrund steht die Suche nach neuen antibiotischen Wirkstoffen, Impfstoffen oder auch Therapieansätzen zur Beeinflussung des Immunsystems. Gleichzeitig werden Anstrengungen unternommen, die Resistenzentwicklung von Keimen und deren Ausbreitung zu minimieren. Und schließlich gilt es, in der Gesellschaft das Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit den Antibiotika zu schärfen.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 45.000.000 Euro gefördert. Allen beteiligten Verbundpartnern wird die Chance geboten, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und gezielt Synergieeffekte zu nutzen. Info: www.infectControl2020.de

Ziel: Weniger Antibiotika im Stall – Der Versuch eines Langzeitprotokolls, Einführung

13.08.2013

Der Einsatz von Antibiotika im Stall muss weiter reduziert werden. In dieser Zielsetzung sind sich alle einig, egal ob Befürworter oder Gegner der modernen Tierhaltung. Doch welche Maßnahmen sind hierfür zwingend erforderlich? Wie können die Rahmenbedingungen der Schweinehaltung und -betreuung so verbessert werden, dass Infektionen mit krankmachenden Bakterien noch zielgerichteter und effektiver verhindert werden. Lassen sich gesundheitliche Konstitution und Kondition der Tiere durch geeignete Maßnahmen so verbessern, dass trotz Infektion mit krankmachenden Keimen Krankheitssymptome reduziert werden können oder Verluste gar ausbleiben? In einem Langzeitprotokoll sollen an dieser Stelle alte und neue Erkenntnisse zu diesen Fragen aufgezeichnet werden.

 

Neue Daten zum Antibiotika-Monitoring

Nachdem die QS-GmbH (Privatwirtschaftliche Einrichtung zur Qualitätssicherung in der Lebensmittelschiene) schon im Mai erste Zahlen zu dem für QS-Betriebe verpflichtenden Antibiotikamonitoring (s. Fachwörter) in den Ring geworfen hatte, konnten nun auch die Betreiber der so genannten VetCAb-Studie („Veterinary Consumption of Antibiotics“) nachziehen. In dieser vom Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) in Auftrag gegebenen repräsentativen Querschnittsstudie zur Mengenerfassung von Antibiotika in der Tierhaltung, wurden freiwillige Mitteilungen von Landwirten und Tierärzten aus dem Jahr 2011 ausgewertet.
Das Ergebnis: Mengenmäßig machten Präparate aus der Wirkstoffgruppe der Tetrazykline den Löwenanteil aus, gefolgt von Beta-Laktam-Antibiotika (z.B. „klassisches“ Penicillin) und Sulfonamiden (Chemotherapeutika). Die Betrachtung nach Häufigkeit von Einzelgaben zeigte hingegen, dass Beta-Laktam-Antibiotika im Vordergrund standen. Als weiteres Ergebnis konnte festgehalten, dass ein Mastschwein während der etwa 115 Tage dauernden Mastperiode an durchschnittlich 4,2 Tagen antibiotisch behandelt wurde. Für die Zukunft ist eine kontinuierliche Betrachtung des Verbrauchs vorgesehen. Die Ergebnisse sollen außerdem mit Daten zur Resistenzentwicklung vernetzt werden. Aus der zusätzlichen Erfassung des Dosierungsverhaltens der Tierärzte und verschiedener Parameter des Betriebsmanagements versprechen sich die Untersucher dann eine Risikobewertung für den Einsatz von Antibiotika.
Quelle: Deutsches Tierärzteblatt, August 2013, SS. 1080-1083